Trauer und Freude so nah beieinander…

Ich freue mich über meinen ersten weiblichen Gastautor auf Linkerläufer. Mein Dank geht an Yvonne A. aus Hamburg, für ihren emotionalen Bericht über die letzte Woche und das Heimspiel gegen den BVB. Danke.

Eine emotionale -zum Teil gebrauchte Woche liegt hinter uns. Hamburg – 17.Tabellenplatz, nur einen Punkt vor dem Letzten. Abstiegskampf…

Neuer Trainer. Die Fans, wie man dem Andrang und den Gesprächen beim Training entnehmen konnte, gespannt und zuversichtlich. Den „kleinen“ HSV hat er ja auch schon einmal gerettet.

Dienstagmorgen dann der Schlag in die Magengrube für jeden HSVer. Unser allseits geliebter Hermann „Burschi“ Rieger hat seinen größten Kampf verloren und ist von uns gegangen. Ich konnte es kaum glauben, als mein Handy piepte und ich diese schreckliche Nachricht erhielt. Tränen schossen mir in die Augen und ich hielt es erst für einen (zugegeben) sehr dummen Scherz. „Quatsch“ „Das kann doch nicht sein, ich hab ihn doch letztens noch gesehen“ waren die ersten Gedanken. Es verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Mein Handy klingelte durchgehend. Entsetzen machte sich breit. „Die Seele des HSV ist gegangen.“

Mittwochmorgen war ich am Stadion, um mich von unserem Freund, Idol, Wegbegleiter, Helden zu verabschieden. Die ersten Kerzen, Blumen, Bilder und Fahnen lagen an seiner -in Bronze gegossenen- Hand am Stadion am „Walk of fame“.

Blumen für Hermann

17 Uhr – Trauermarsch. „Ehre wem Ehre gebührt“

„Ich hoffe ich schaffe das alles“ waren meine Gedanken, weil mir unser Hermann doch sehr am Herzen lag. Diesen Abschied hat er sich einfach verdient. Der Marsch, durchzogen von Schnäuzen und den laufenden Tränen wegwischen. Fakeln, Kerzen, Blumen wohin man sah. Soll noch mal einer sagen, dass Männer keine Emotionen zeigen können. Die von denen man es am wenigsten erwartet, standen da und weinten bitterlich. Der Andrang an den Kondolenzbüchern war enorm. Danke an alle die da waren um unserem Burschi so einen würdevollen Abschied bereitet haben. Besonders an Marcel aber auch an Cay und Dennis, dass sie da waren.

„Kopf hoch und alles geben für Hermann“ -auch auf den Rängen-. Doch dieser Gedanke war auch immer ein wenig durchzogen von „Samstag wird noch mal schwer für alle HSVer“.

Der Samstag war da und unser Besuch aus Dortmund stand singend vor unserer Tür. Marcel ganz trocken „Wir haben hier doch eh nichts zu verlieren.“ Also auf ins Stadion. In Stellingen angekommen machte sich der Gedenkmarsch an Hermann gerade „Hermann, Hermann“ singend auf den Weg zum Stadion. Immer wieder ertönten Hermann Rieger-Gesänge.

Im Stadion die Choreographie und die Schweigeminute für unseren Buschi. Wieder flossen Tränen. Die Zwischenrufe lasse ich dann mal unkommentiert, da so etwas hier nichts zu suchen hat und man diesem Mist keine Plattform geben sollte. (Danke an alle, die bei der Choreo mitgewirkt haben. Danke Yasmin für die Bilder).

Danke für das Bild Yasmin
Danke für das Bild Yasmin

Ab Anpfiff waren dann ALLE auf den Rängen da. Eine unglaubliche Stimmung. Eine Gänsehaut jagte die nächste. Alle 10 Minuten steht fast das komplette Stadion auf, um unsere Mannschaft nach vorne zu peitschen. „Steht auf für den HSV“ „Hey, Hey, Hey hier kommt Hamburg“ „Hier regiert der HSV“ dröhnte es durch das Stadion. MIT ERFOLG !!!

Das 1:0 durch Jiracek kurz vor der Pause. Ekstase auf den Rängen.

Die Pessimisten (manche nennen sie Realisten) unter uns: „In Braunschweig haben wir auch 1:0 geführt.“ Die Optimisten: „Wir verlieren nie nach einer 1:0-Führung gegen Dortmund“

2:0 durch unsere „Tormaschine“ Lasogga. Zum Teil flossen Freudentränen und die ersten Fünkchen der Hoffnung keimten wieder auf.

„Hermann Rieger, du bist der Beste Mann“ wurde diesmal lauthals gerufen.

Kurz vor Ende dann der Freistoß aus 40 Metern. „Den macht er jetzt direkt rein“ ertönte hinter mir. Meine Antwort: „Was hast du denn genommen?

3:0 Calhanoglu. Ganz ehrlich…Chapeau !!! Ein Traumtor.

3:0 gegen den BVB. Gegen die Dortmunder. Gegen die Fans, die unser „Wir hauen euch heute aus dem Stadion“ noch mit Jugendlichem Leichtsinn abgetan hat.

Unser Abend war gerettet. Wir haben noch mehr Bock aufs nächste Spiel.

Gegen unseren Problemvorort von Hamburg. Die verbotene Stadt oder wie auch immer.

Aber Jungs, die 3 Punkte gegen den BVB sind NICHTS wert, wenn wir nicht nachlegen. Also… Haut euch rein, auf uns auf den Rängen ist verlass.

Yvonne

Der letzte Funken Hoffnung

An dieser Stelle sollte, wie üblich, mein Bericht über die Erlebnisse und Ereignisse über das Auswärtsspiel in Braunschweig stehen. Sind wir ehrlich. Warum sollte ich mir diese Mühe machen?  Sind die Spieler oder der Verein es Wert? Soll ich meine kostbare Zeit für euch investieren? Was bekomme ich dafür zurück? Heiko würde sagen: „Die werfen uns nicht mal einen Knochen hin“.

Als in Braunschweig der Abpfiff ertönte, stand ich zum ersten Mal nicht mehr in der Kurve, sondern ebnete mir mit Kevin den Weg in Richtung Auto. Ab durch die Massen an Polizisten und enttäuschten Fans. Die Gesichter aller sprachen ihr eigenes Bild. Fassungslosigkeit, Enttäuschung und Wut. Niemand lächelte, jeder war entsetzt.

Das „Spiel des Jahres“, wie es unser ehemaliger Trainer BvM prohezeite, ging verloren. Die erste Halbzeit war zugegebener Maßen für unsere Verhältnisse, für Hamburger Beine, eine gute. Ich habe Spieler gesehen, die um den Ball kämpften. Die Leidenschaft an den Tag legten und verdient mit dieser Führung in die Halbzeitpause gingen. Die Stimmung war bis dato ein sagenhaftes Erlebnis. Wir sangen, wir hüpften für unseren HSV. Wir bildeten erneut eine Einheit. Auch wenn es im Nachhinein gesehen eine aggressive Stimmung war. Blocksturm, Pyro und Nebel. Ein teurer Spaß. Naja, die unzähligen Trainerwechsel kosten uns mehr. Seit 2000 ist der Herr Slomka nun der 16. Trainer. Wahnsinn.

Umso unerklärlicher ist das, was uns in der zweiten Halbzeit geboten wurde. Es ist mir schleierhaft, wie es möglich ist, so zusammenzubrechen. Sich aufzugeben, obwohl ihr die Fans als 12ten Mann im Rücken hattet und ihr mit einer Führung mehr Ruhe hättet ausstrahlen müssen. Statt selbstbewusst aufzutreten, den Kampf anzunehmen, wurde der Gegner duch individuelle Fehler aufgebaut. Die Löwen kämpften uns nieder. Wir liefen wie ein Zebra, das zur Schlachtbank geführt wurde, nebenher. Die schwächste Offensive der Liga erzielte gegen unsere Schießbude aus Hamburg 4 Tore. Unfassbar.

Ihr habt mich erneut enttäuscht. Wie sagte Peter: „Die spielen das Stadion leer“.  Heiko, Frank, ich kann gut verstehen, warum ihr euch dieses Dilemma im Moment nicht mehr antut.

Meine letzte Bitte: Jungs, jetzt kämpft endlich über 90 Minuten. Zeigt uns, dass ihr euren Beruf mit bestem Gewissen ausüben wollt. Nehmt euch ein Beispiel an P.M. Lasogga. Er war wirklich der einzige, der sich gegen die Niederlage stemmte. Dem war anzumerken, wieviel Herzblut in ihm steckt. Wie er die Mannschaft nach den Gegentoren von der Mittellinie aus anfeuerte und euch Mut machte zu kämpfen. Nicht aufzugeben. Fangt endlich an damit. Ich hoffe, der Trainerwechsel entfaltet seine erhoffte Wirkung, auch wenn der nächste Gegener Dormtund heißt.

Ich schließe mich eurer Leistung an, meine lieben Gruselkicker und erbringe heute nur noch 30 % meines gewohnten Schreibvolumens.

Danke an Kevin B,  dass du mich mitgenommen hast und an Kevin S für die Videos. Danke an Yvonne für mein neues Titelbild. Ohne euch wäre ich am Samstag gestorben. Mein Herz wäre verblutet.

Christian E.

Platz 17. Abstiegsplatz. Klingt hart und ungemütlich. Ist auch so!

 

Am Ende des Tages fehlt uns die Qualität. So macht Fußball keinen Spaß.“

Herr Van der Vaart, dem stimme ich zu. Mit Spaß hatte das nichts mehr zu tun. Ein Vorschlag meinerseits. Die Qualität lässt sich durch Laufen, ein klein wenig steigern. Der Duracell Hase – kennt ja jeder- sollte euer Maskottchen werden. Doch Vorsicht- selbst die besten Batterien erzeugen keine höhere Leistung auf dem Platz, wenn sie im Vibrator der Freundin stecken.

Mir fehlen die Worte. Was bin ich froh, dass ich meinen Lebensunterhalt nicht damit verdienen muss, täglich über euch schreiben zu müssen. Ich wäre gezwungen, meine getragenen Unterhosen zum Verkauf anzubieten.

Es war eine Vergewaltigung für die Augen, euch an diesem Samstag über den Platz schleichen zu sehen. Es tat in der Seele weh, wie ihr euch ohne Gegenwehr von der TSG ausspielen lassen habt. Kein Biss, nicht einmal zwei oder drei erkennbare härtere Fouls, um der Mannschaft und uns im Block ein Signal zu senden. Dass der Wille spürbar ist. Stattdessen- keine Leidenschaft, kein Feuer in euch hat gebrannt. Das hat weh getan.

Ich stand wie viele andere im Block und konnte irgendwann nur noch grinsen. Nicht aus reinem Spott über euch, sondern über die Tatsache, dass eine Mannschaft so schlecht spielen kann. Und das in der angeblich stärksten Liga der Welt. Wir verlangen keine Feinkost, mein Fußballgaumen ist Schlechtes gewohnt. Doch eure Leistung am Samstag gab mir zu denken.

Mir fehlen die Worte. Vor geraumer Zeit, als Heiko, einer meiner liebsten Leidensgenossen mich fragte, ob wir nach Braunschweig fahren, da witzelten wir noch: Klar fahren wir. Bevor die absteigen, will ich dort gewesen sein. Nach eurem Kick am Samstag waren wir uns nicht mehr so sicher, ob es nicht auch ein Wiedersehen in der zweiten Liga geben würde.

Noch 15 Spiele sind zu absolvieren. Treten wir erneut so auf, egal wo und gegen wen, dann prophezeie ich euch, meine lieben Gruselkicker: Ihr werdet keinen einzigen Punkt mehr einfahren. Die Angst, die euer Spiel beherrschte, lässt mich erschaudern. Das war keine Mannschaft.

Böse Zungen könnten behaupten, ihr wäret nur wegen der Auflaufprämie aus der Kabine gelaufen, sofern eine solche in euren Verträgen steht. Das war echt bitter.

So ging es bedient nach Hause. Die Kommentare und Zwischenrufe einiger anderer HSV Fans erspare ich lieber allen. Es waren keine alltagssprachlichen Worte. Jugendfrei? Nein. Und als hätte das noch nicht gereicht: Als ich am Abend nach Hause kam und meinen Sohn in den Arm nahm, kotzte der vor lauter Teamgeist direkt auf mein HSV-Trikot.

Selbst 100 Millionen Euro bringen eine Mannschaft nicht weiter, wenn die einfachsten Dinge nicht umgesetzt werden. Laufen und kämpfen. Geschlossen auftreten.

Nehmt euch ein Beispiel an uns Fans, wir haben auch Unstimmigkeiten untereinander, im Block waren wir eine Einheit. Verstanden? Dann klappt das auch mit dem Siegen wieder.

Wir sehen uns in Braunschweig.

Christian E.

Wer ist der Maulwurf oder sind Zweifel erlaubt……

Geschrieben von Heiko. Vielen Dank für deinen Artikel auf Linkerläufer

 

Saisonabschluss im heiligen Volkspark, 7:25 Uhr steige ich ins Auto um die 575 km in Angriff zu nehmen. Heimspiel zum Hinrundenfinale – mit Peter und Stephan ins Stadion und abends auf die Piste, herrliche Aussichten.

Im Empfangsbereich von NDR dann die Nachrichtenmeldung, Kiez, Schanzenviertel, Innenstadt gesperrt, Großaufgebot an Polizei. Wer ist der Maulwurf und hat da ausgeplaudert, dass ich mal wieder in der Stadt bin. Das darf doch nicht wahr sein L! Oder gilt die Aktion gar nicht meiner Wenigkeit? Zweifel sind erlaubt! 4 Std. 50 Fahrtzeit – alles ok!

Bei einer gepflegten Hopfenkaltschale fällt mir im Zelt beim Soccer Dance eine Rangers Fahne auf, kommen coole Gefühle vom Glasgow Trip hoch (1:0 M. Berg), aber: in welcher Liga spielen unsere Freunde von der Insel jetzt? Ein Zeichen? Zweifel sind erlaubt! Die Mädels geben Vollgas und das bei eher usseligem Wetter. Geben unsere Jungs beim letzten Heimspiel des Jahres genau so viel Gas? Sicher doch, BvM hat ja betont wie wichtig das Spiel ist. Zweifel sind erlaubt!

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Endlich Stehplatz eingenommen, einige bekannte Gesichter begrüßt fällt dann doch auf: wieder nicht ausverkauft und das zum Hinrundenfinale!? Wie sagt Peter immer: die Truppe spielt nochmal das Stadion leer, wie recht er mal wieder behalten sollte. In der Innenstadt wackeln die Wände – aber sicher nicht vom Feuerwerk unserer Truppe und nein leider auch nicht vom überlauten, super engagierten Support im Stadion….das war mal anders, keine Zweifel sind erlaubt!

Zum Spiel:

Aus dem nichts trifft die bis dahin schlechtere Mannschaft durch Hakan zum 1:0, eine gewisse Stimmung scheint aufzukommen. Um diese im Keim zu ersticken braucht der Gast aus Mainz nach dem Pausentee sage und schreibe 5  Minuten + 2, nachdem der HSV (wie auch immer) zum Ausgleich gekommen ist. Der Gegner war nicht nur cleverer, er hatte offensichtlich einen Plan. Erstaunlich noch eine Situation zu schildern, als wir eine Konterchance bekamen. Lasogga und Rafa starten gemeinsam (fast Hand in Hand), PML läuft zur Außenlinie und nimmt den Ball, Rafa läuft in die Sturmspitze – sollte das nicht irgendwie umgekehrt sein? Hat hier irgendjemand einen Plan von Laufwegen und was wer zu tun hat? Zweifel sind erlaubt. Oder liegt es doch an meiner mangelnden Fussballkompetenz? Auch hier sind Zweifel erlaubt.

Rincons Rote Karte war wohl der stille Schulterschluss mit der Demo um die Rote Flora. Früher war das Spiel gegen die 05er für mich so oder so ein Fest, war ich doch zur 2Ligazeit oft am Bruchweg und mochte diese eigene Atmosphäre. Die letzte Zeit am Bruchweg wurde dann aber leider geprägt von wenig Gastfreundschaft. Früher hatte man mir mal gegen fliegende Bierflaschen von Anhängern eines ziemlich unbedeutenden Stadtteilclubs aus Hamburg geholfen. Zwischenzeitlich hat ein gewisser Noveski aus meiner Sicht die Karriere von E. Elia auf dem Gewissen und die 05er im Stadion brüllten mich an es wäre nicht mal ein Foul gewesen, ja nee ist klar! Den Gipfel der Unfreundlichkeit gegenüber Gästen kann man aber in der Coface Arena „erleben“.

Ich kenne mittlerweile aus der aktuellen 1. Liga 16 Stadien und aus der 2 Liga 5 und von diesen 21 Stadien teilte sich Mainz gemeinsam mit dem KSC Platz 21! Passt so gar nicht zum Club, hat aber die Entstehung einer „Liebe“ schon früh verhindert. Sportlich machen sie aktuell einiges besser und das nervt. Da bei Herrn Taschentuch-Tuchel aber immer andere für alles Mögliche verantwortlich sind, dann haben die 05er am Samstag nicht gewonnen, sondern wir uns selbst geschlagen

Noch etwas zu Marcel Jansen:

Lieber Marcel, Du möchtest mit der Vertragsverlängerung also warten, bis der HSV professionellere Strukturen hat hm…. Vielleicht sollte der HSV mit einem Angebot zur Vertragsverlängerung warten, bis Du nachhaltig professionelle Leistungen anbietest! Das am Samstag kann nicht Dein Ernst sein.

So long!
Heiko

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Ich bleibe hier stehen, da kann ich drüber schaun…

 Danke an Heiko für seinen Auswärtsbericht aus Wolfsburg auf Linkerläufer

 

Freitagabend – Flutlichtzeit – Auswärtsvaart!

Heute auf dem Weg in die Autostadt nach Wolfsburg, mit an Bord endlich wieder mal Peter. Es fehlen Christian und Freddy.

Erst aber einmal eine kleine Exkursion zum Begriff Derby:

Der Begriff Derby, häufig auch Lokalderby, bezeichnet ein spezielles Ereignis im Mannschaftssport, bei dem zwei meist rivalisierendeSportvereine einer Region aufeinandertreffen. Für die Fans der betroffenen Vereine haben solche Ereignisse eine hohe symbolische Bedeutung, und starke Emotionen werden hervorgerufen.

Als die bekanntesten Beispiele für Fußballderbys gelten das als Old Firm bekannte Glasgower-Duell zwischen dem Celtic FC und dem Rangers FC sowie das als Superclásico bezeichnete Spiel zwischen Boca Juniors und River Plate in Buenos Aires. Eines der bekanntesten deutschen Derbys ist das Revierderby zwischen den beiden Vereinen Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04, welche sich seit Jahrzehnten um den Rang der besten Fußballmannschaft des Ruhrgebietes streiten. Allerdings ist das Frankenderby zwischen dem 1. FC Nürnberg und der SpVgg Greuther Fürth das in Deutschland am häufigsten ausgetragene Derby.

Wie jetzt jemand auf die Idee kommen könnte das Spiel Vfl Wolfsburg gegen unseren heiligen SV wäre ein Derby erschließt sich mir nicht! Kenne keinen HSV-Fan, bei dem das Spiel eine hohe symbolische Bedeutung hat, es geht um 3 Punkte und fertig! Trotzdem etwas erfreuliches: das vom Geldgeber der Wölfe zur Verfügung gestellte Parkhaus kann man kostenlos nutzen, Respekt – zahlt man in Frankfurt mittlerweile schon 6 € für einen Parkplatz auf einer Wiese (ist das der Unterschied zwischen VW und der Commerzbank?).

Auf den wenigen Schritten ins Stadion fällt auf wie sauber und ordentlich es hier ist. Die auf den letzten Schritten in Reih und Glied gepflanzten Birken regen zum Nachdenken an – bis die Bedeutung dann doch klar auf der Hand liegt: jeder Baum steht für einen Spielertransfer von Felix Magath – ja ganz sicher, so muss das sein!

Im Stadion angekommen wird das Hungergefühl unterdrückt – nein wir unterstützen diese Auswärtsfansabzocke mit der Stadionkarte nicht! Und dann doch das nächste Highlight  lecker Fischbrötchen gegen Bargeld, herrlich! Endlich einen Stehplatz mit ordentlichem Blick eingenommen, quetsch sich Oli Scheel hinter uns durch, bleibt hinter mir stehen und sagt zu seinem Begleiter: „hier bleibe ich stehen, da kann ich schön drüber schauen“..das habe ich gehört Herr Scheel !

Nun endlich zum Spiel:

Wir spielen tatsächlich ein 4-1-4-1 und kommen zu Spielbeginn nicht wirklich gut klar damit (sehr viele Ballverluste im Mittelfeld, gewinnen keinen zweiten Ball). Und dann fällt aus dem Nichts das 1:0! Hakan Du bist ein Fussballgott!

Kurz drauf muss PML das 2:0 machen und das Ding ist gelaufen – somit möchte ich Heiko Westermann der Welt keinen Vorwurf machen, fällt vorne das 2:0, entsteht hinten die Situation nicht! In der Folgezeit steht HW oft alleine hinten Rechts und zeigt doch leider allzu oft seine Geschwindigkeitsdefizite. Als Maxi ihn dann unterstützte wurde es deutlich besser. Was die Truppe die letzten 20 Minuten für ein Feuerwerk abfackelt ist schon erstaunlich, die Wölfe gleichen einem zahmen Lamm und sind stehend KO! Leider fehlt ein wenig Glück um hier das verdiente Siegtor zu machen, ein wenig vielleicht auch ein Schiri mit Überblick! Schade!

Zu erwähnen natürlich noch die Ausnahmeleistung von Milan! Erstklassig! In welchem Nebel die drei Wölfe wohl herumgestochert haben, als Du fast am Boden liegend den Ball behauptet hast?

Support in unserem Block sehr gut an diesem Tag, die Wölfe-Fans sind kaum zu hören.

Wir wären aber nicht der HSV, wenn man den Nachsatz nicht schreiben müsste: gegen Augsburg müssen 3 Punkte her, sonst nutzt dieser Punkt mal wieder nichts! Gedankenspiel: wir haben jetzt Platz 2 – 6 gespeilt, dabei 9 Tore erzielt und nur zwei Punkte mitgenommen ! 9 – 2 und die Fahrt zum Tabellenführer steht noch an, ein Schelm wer Böses denkt!

Mal wieder eine schöne Auswärtsfahrt, den 6 Stunden hin stehen 3,5 Stunden Rückfahrt gegenüber – alles gut!

Heiko

Love is in the Air

Liebe Spieler des Hamburger-Sport-Vereins,

ich möchte euch in diesem Brief ein paar Zeilen zukommen lassen. Ich bin auch heute noch total sprachlos über das Spiel, sowie über eure Leistung und den damit verbundenen, grandiosen Auswärtssieg in Nürnberg. Ich muss zugeben, dass mir selten die Worte fehlen, doch diesmal habt ihr es geschafft. Ich war es gewohnt, in den meisten meiner Artikel nur negativ über euch zu schreiben und ich bin mittlerweile sehr geübt in diesen Schriften. Darum fällt es mir nun umso schwerer die passenden und lobenden Worte zu finden, die eurer spielerischen Darbietung gerecht werden. Ihr habt mich, wie viele tausend andere HSV-Fans verzückt und die Lust auf die kommenden Spiele neu entfacht. Ich war frustriert und zutiefst betrübt über eure Auftritte in den zurückliegenden Monaten. Ich glaubte eher an den Weltfrieden, als an ein zu-Null-Spiel in einem Auswärtsspiel mit eurer Beteilung.

In Nürnberg habt ihr uns verzaubert. Ihr habt mich vor Freude erstarren lassen und mich über 90 Minuten nie an euren Sieg zweifeln lassen. An diesem Sonntag war euer Spiel wie aus einem Guss. Ihr habt Fußball über 90 Minuten zelebriert. Die Fehler des Gegners wurden eiskalt ausgenutzt. Die Frage die ich mir nun stelle? Was war los mit euch?  Ich bin total irritiert von eurer Vorstellung. Ein Artist im Zirkus hätte keine bessere akrobatische Vorstellung abliefern können. Ich bin immer noch so irritiert, dass ich den Duden in meinen Händen halte, um nach Worten zu suchen die eure Leistung würdigen.

Ich bin einer derer, die euch nach schlechten Leistungen das durch meine Texte hat spüren lassen. Wie ihr mir- so ich euch, war meine Einstellung. Was ihr könnt, das kann ich auch, so dachte ich. Und jetzt? Nun stecke ich in einem Dilemma. Ihr habt eine Leistung vollbracht, die ich als Fan, als eine unbeschreibliche Leistung ansehe, dass ich nun mit meinen Worten nicht folgen kann. Ihr habt mich so überrascht, dass ich mich soeben in der Volkshochschule für einen Deutschkurs angemeldet habe. Titel: Deutsche Schrift in einem positiven Schreibstil- Fachrichtung Hamburger SV. Wie ihr lesen könnt. Ich bin baff. Ich bin wie frisch verliebt. Rosa Wolken. Die Vögel zwitschern trotz bewölktem Himmel an einem regnerischen Tag wie heute. Mein Lachen erlischt einfach nicht. Das Feuer in mir lodert und hält dem stärksten Orkan stand. 0:5. In Worten: Null zu Fünf.

Die ersten Neider sprachen schon. Es war doch nur Nürnberg. Mag sein, dass es NUR Nürnberg war. Doch das Wie und der Wille an diesem Tag, waren das Hissen der Segel in die richtige Richtung. Ich wünsche mir, dass es keine Eintagsfliege war und das die Medien in Hamburg jetzt nicht den kommenden deutschen Meister in euch sehen. Der erste Stein ist gesetzt, darum würde ich mich über einen Gefallen freuen. Bleibt ruhig und spielt so weiter. Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut. Ich bin nun voll des Lobes. Ich danke euch für 90 Minuten der Extraklasse. Ich danke euch für 90 Minuten in denen ihr meine gebeutelte HSV Seele ins blaue Meer der Glückseeligkeit geleitet habt und den Ozean der Freude in mir neu entfachen konntet.

Ich möchte keinen einzelnen Spieler hervorheben, weil ihr an diesem Tag ALLE, vom Torwart bis zum Zeugwart, alles gegeben habt. Nach dem Dortmund Spiel habe ich über euch geschrieben: Ihr seid es nicht wert dieses Trikot zu tragen. Für das Spiel in Nürnberg revidiere ich meine Meinung gerne.  Die Hoffnung in mir zeichnet einen blauen Himmel daher. Ich sehe blaue Zeiten ohne schwarze Wolken. In zwei Wochen geht es weiter. Genießt die Zeit bis zum nächsten Spiel. Schaut in den Spiegel und ruft hinein: Wir schaffen es.

Wir sehen uns in Freiburg. Verblüffende Grüße von einem kleinen Fan
Christian E.

So, genug der Schmatzerei

Jungs, dass war Weltklasse.  Ihr habt es geschafft, dass ich umgeben von meinen HSV-Freunden eine Gänsehaut bekam. Ihr habt es geschafft das ich in tausende von ungläubigen Augen sah, die alle nicht glauben konnten was auf dem Spielfeld geschah. Die Meute um mich herum war ein Kollektiv des Ausrastens. Die Menschen waren glücklich und zufrieden. Sie strahlten die Freude aus, die ihr uns in den vergangenen Spielen in aller Regelmäßigkeit vermiest habt. Nachdem ich so oft über euch schimpfen musste in den letzten Monaten.Wo Ihr uns mit katastrophalen Leistungen nahe zu schon verwöhnt habt, ihr Auftritte an den Tag gezaubert habt, wo unsere Gesichter schwärzer wurden als die eines Kumpels der nach getaner Arbeit aus dem Stollen kommt. Ihr habt mich so altern lassen, dass ich nun mehr graue Haare habe als Lindsey Lohan je Alkohol trinken kann.

Ich weiß noch wie ich letztes Jahr in München im Stadion stand und den schwangeren Bauch meiner Freundin streichelte, um meinen ungeborenen Sohn zu beruhigen und zu ihm sprach: werd bloß kein HSV Fan.

Doch, wer euren Galaauftritt am Sonntag miterlebte, im Stile einer absoluten Spitzenmannschaft, da sprach ich am Sonntagabend erneut zu meinem Sohn. Er lag in seinem Supermann Outfit auf dem Sofa und ich flüsterte ihm ins Ohr: Du wirst auf jeden Fall ein HSV Fan. Er lächelte.

Olli Kahn würde sagen: Weiter, immer weiter. Andy Möller sagt dazu: Mailand oder Madrid, egal. Hauptsache Italien. Ich sage. Danke für drei wundervolle Punkte. Ich bin nun wieder motiviert und voller Energie. Stuttgart heißt der nächste Gegner.

Kämpfen und siegen. NUR DER HSV.

Hochachtungsvoll
Christian E.

PS: Was EIN Spiel in mir wieder alles entfachen kann. Herrlich. Tausend Küsse an Pierre Michel Lasogga. Auf den nächsten Dreier. Bitte, legt nur einmal nach. BITTE 😉

Die Taschenlampen App

Im Grunde genommen ist es Jahr für Jahr dasselbe Gefühl. Wenn es heißt: Eintracht Frankfurt – Hamburger SV. Für mich als gebürtigen Hessen, der in der kleinen schönen hessischen Kleinstadt Limburg an der Lahn geboren wurde und dort die ersten Jahre seines Lebens lebte, bedeutet das Spiel gegen die Eintracht immer einen kleinen Zwiespalt. Man könnte es auch mit dem Gang nach Canossa vergleichen. In meiner Jugend war ich fast jedes Wochenende in der Bankenmetropole unterwegs und lernte die Stadt Frankfurt aus vielen Blickwinkeln, sowie in verschiedenen Gemütszuständen kennen. Wer die Commerzbank schon einmal hat Tanzen sehen, früh am Morgen- der weiß Bescheid.

Vergangenen Samstag war es dann wieder so weit. Aus der Landeshauptstadt von Hessen reiste ich ins 35 Kilometer entfernte Städtchen am Main. Da ich an diesem Tag die Hinreise alleine hinter mich bringen musste, verzichtete ich auf jegliche Fanutensilien. Ich weiß nicht wie es anderen Fans aus unterschiedlichen Fanlagern ergeht die alleine nach Frankfurt Reisen? Ein ungutes Gefühl ist ein ständiger Begleiter. So wartete ich am Bahnsteig Wiesbaden-Ost auf die S-Bahn und flößte mir den ersten Schoppen des Tages ein. Beim Betreten der Bahn, vielen mir sofort die zahlreichen HSV Fans auf und in mir sprudelten die ersten peinlichen Gedanken. Ich ging tief in mich hinein. „ Bist du ein Mädchen, Christian. Ziehst keinen Fanschal an, vor Angst in die Fänge wilder Frankfurter Totschläger zu geraten, die dich in eine Ecke der Bahn werfen, deine Schuhe klauen, deinen Fanschal beschmutzen und dich mit dem Kopf aus dem fahrenden Zug hängen, nachdem man die Scheibe mit deinem Kopf eingeschlagen hat“.  Ja, dass Leben als frisch gebackener Papa hat so seine Tücken. Den kleinen Fratz nun immer im Hinterkopf, galoppiert man vorsichtiger durchs Leben.

Frankfurt wurde ohne Blessuren erreicht und so marschierte ich in den Gästeblock um mich mit meinen Mitstreitern Heiko und Peter wie verabredet im Block zu treffen. Da meine beiden Leidensgenossen an diesem Tag mit der ganzen Familie anreisten und sich dadurch etwas verspäteten, suchte ich mein Glück im Alkohol. Als der Alkohol seine volle Wirkung entfaltete, der Angstschweiß wieder trocknete, sah ich zu meiner Überraschung Kevin aus Hamburg. Kevin, ich kann mich zwar nicht mehr an alles erinnern über was wir redeten, aber es war lustig.

Je näher der Anpfiff kam, umso erstaunter war ich, dass noch keine Stimmungsmacher den Weg in den Block fanden. Der einzige der verlassen auf dem Zaun hing war unser Vorsänger. Als Kevin sagte: „der guckt schon als nervös auf sein Handy“. Da konnte ich erahnen das irgendetwas nicht stimmte. Keine Fahnen, keine Trommeln und keine Stimmung.  Als der Anpfiff ertönte und die Gesänge, die die Kurve beschallen sollten ausblieben, überlegte ich, ob es am überhöhten Alkoholkonsum lag, oder sich die aus dem nichts gebildeten Gesänge verschwommen anhörten. Ohne Bildung einer musikalischen Einheit, querbeet, von oben nach unten. Es war ein Grauen. Wo wart ihr denn? So wie ich hörte hat man viele von euch nicht in das Stadion gelassen. Andere waren womöglich an der Schlägerei an der Autobahn A5 beteiligt.  An diesem Abend wurde mir wieder einmal deutlich wie abhängig wir von einem Mann auf dem Zaun und seinen Gehilfen sind. Stimmungstechnisch war es an diesem Abend in Frankfurt fürchterlich. Nürnberg wird hoffentlich wieder besser.

Eigentlich konnte es nun nur besser werden. Unser neuer Holland Coach, der Bert- Gott habe ihn gnädig und ermögliche ihm eine längere Trainerzeit, entfachte in vielen Spielern ein neues Gefühl. Laut den Aussagen der Spieler war es die richtige Entscheidung. Unsere Kicker strahlten wie mein kleiner Sohn wenn er gebadet wird oder wie unser Nachbarkind beim spielen von GTA. Neuer Trainer, neues Glück, doch das alte Spiel. Gähn. Das, was an diesem Tag gepasst hat war eure Moral und eure kämpferische Einstellung.  Das Spielerische wird euch euer neuer Lehrmeister wohl hoffentlich zügig beibringen. Ein Punkt in Frankfurt, Olé. Der jüngste auf dem Feld: Jonathan Tah, mein Hoffnungsschimmer in unserem Abwehrchaos. Klasse Leistung Junge. Wenn jetzt noch Heiko Westermann seine Schuhe an den Nagel hängen würde, dann glaube ich auch wieder an ein zu Null Spiel in der Bundesliga.

In der Halbzeit kam dann das Highlight des Tages. Nachdem ich endlich meine HSV-Genossen, Heiko und Peter mit ihren Familien begrüßen konnte, führte mich im Anschluß der direkte Weg auf die Toilette. Da stand ich nun, erledigte meine Notdurft und blickte im Gefühl der Erleichterung nach links. Ich konnte es kaum glauben wer neben mir stand. Mein ehemaliger Chef: Dominik. Im Freudentaumel über das Wiedersehen, umarmte ich ihn inmitten aller anderen, die Hände unrein und die Hose noch halb offen. Alkohol oh Alkohol.

Weiter ging es mit der zweiten Hälfte, die ich fortan aus gefühlten vier Augen sah und mich über 6 Schiedsrichter und 44 Feldspielern wunderte. Sachen gibt es. Ein hoch auf den Hopfen.

Als Jansen kurz vor Ende der Partie das moralische 2:2 erzielte war ich ein klein wenig Zufrieden. Im Pokal sind wir eine Runde weiter. In der Liga haben wir nun 5 Punkte. Es geht bergauf.

Auf dem Weg in Richtung Auto, durch den düsteren Riederwald zückte ich gekonnt mein Smartphone und  aktivierte die Taschenlampen App. Ich blickte in zwei strahlende Gesichter. Peters Jungs guckten mich an und sagten beide im Chor, voller erstaunen: „Cool, du hast eine Taschenlampen App“.

Ja, meine kleinen. Was wir Erwachsenen so alles mit uns führen. Erstaunlich, oder?  Jetzt freue ich mich auf Nürnberg. 

Auf drei Punkte. NUR DER HSV

Christian E.

Die elf Fragezeichen

Am vergangenen Samstag war es endlich wieder so weit. Nach meiner mehr als sechswöchigen Babypause durfte ich meine Helden wieder live und in voller Farbe bei einem ihrer farb- und glanzlosen Auftritte erleben. Ich kann nicht behaupten, dass ich es vermisst hätte, im Gegenteil. Hohe und demütigende Spielergebnisse gehören mittlerweile zum Alltag eines HSV-Fans.

Als am Samstagmittag die Reise ins 250 Kilometer entfernte Dortmund losgehen konnte, muss ich gestehen, dass ich zum ersten Mal schweren Herzens zu einem Fußballspiel aufgebrochen bin. Nicht dass ich nicht schon von vorneherein gewusst hätte, dass es heute eine Packung geben würde, das nicht. Es fiel mir schwer, mich von meinem 3 Wochen alten Sohn  loszureißen und Stunden lang von dem kleinen Mann getrennt zu sein. Wahnsinn, welch eine Anziehungskraft ein so kleines Bündel Mensch doch entfachen kann. Welche Kraft die kleinen Augen entwickeln können, in denen ich lesen konnte: „Bleib hier lieber Papa, der Weg lohnt sich eh nicht“.

Ich erzählte auf der Fahrt nach Dortmund auch Heiko, dass ich mich nur schwer von meinem kleinen Bub trennen konnte. Er sagte: “Schlimm wird es dann erst, wenn die Mannschaft im Spiel untergeht: Man ärgert sich über unsägliche Auftritte und muss sich am Ende sogar schämen. Dann wäre man doch gerne bei seinem Kind geblieben.“ Ahnte er schon, was an diesem Abend die mitgereisten Fans erwarten würde? Ich hatte mich so gefreut. Das erste Spiel nach Wochen im neuen Leben. Samstagabend, Flutlicht und die Krönung: Dortmund. So stand ich nun wieder da und musste zusehen, wie der BVB uns auseinander nahm, in feine kleine Stücke filetierte und unseren Profis zeigte, was einen richtigen Bundesligaverein ausmacht.

BVB Dortmund – Hamburger SV 6:2

Am liebsten würde ich jeden Einzelnen auseinander pflücken. Würden die Herrschaften nur 10% der Leistung erbringen, die meine Freundin bei der Geburt aufgebracht hat, wir würden alle singen: „Wer wird deutscher Meister? Ha ha ha HSV“. So aber singen die Gegner: Absteiger, Absteiger, Absteiger. Würde die Zukunft der Menschheit von der Wehentätigkeit unserer HSV-Spieler abhängen, wir würden aussterben. Wir dürfen ja in Dortmund verlieren. Selbst Real Madrid verlor im Westfalenstadion. Doch ganz ehrlich. Ihr seid mir langsam peinlich.

Ich muss gestehen: Ich kann mir die Scheiße, die ihr spielt, nicht mehr ansehen und mag leeren Phrasen, die ihr zur Entschuldigung von euch gebt, nicht mehr hören. Ihr verderbt mir den ganzen Spaß an den Auswärtsfahrten. Keiner sagt was, wenn ihr in Dortmund als Verlierer vom Platz geht. Es würde sich auch niemand aufregen, wenn ihr über 90 Minuten kämpft und am Ende verlieren solltet. Doch wenn man euch auf dem Platz rumeiern sieht, ohne Lust, die Hosen voll wie mein kleiner Sohn nach dem Genuss eines Liters Muttermilch – da könnte ich kotzen.

Ich kann ebenso wenig verstehen, dass man sich das 2:2 erkämpft, 12 tolle Minuten spielt und der Trainer die 12 Minuten feiert. Doof ist es, dass ein Spiel 90 Minuten dauert. Verdammt. Wie kann man sich so vorführen lassen? Wie ist es möglich, dass ihr nach dem 2:2 die Köpfe hängen lasst und euch von Dortmund so an die Wand spielen lässt? Ihr habt null Eier in der Hose, ihr verdient es nicht, dieses Trikot zu tragen. Ihr verdient unsere Unterstützung nicht. Wir schreien uns die Seele aus dem Leib, um euch zu unterstützen und was gebt ihr zurück? Einen Scheiß. Nichts. Wenn das mit euch so weitergeht, dann könnt ihr mich. Dann bleibe ich wirklich lieber bei meinem kleinen Sohn und verbringe die Zeit mit ihm. Meine Zeit mit euch ist vergebene Liebesmühe.

Da war noch alles gut
Da war noch alles gut

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Doch nicht alles an diesem Tag war schlecht.

  • ich habe gelernt, wie ältere Herren ohne Brille schreiben: inten linde bin Jojo. Übersetzt; links unten bei Jojo. Danke Frank.
  • wir Fans waren wieder einmal die würdigen Vertreter unseres HSV und supporteten die Mannschaft
  • nach dem 2:2 war es ein Feuerwerk aus Leidenschaft und Gesang und die Südkuvre des BVB war nicht mehr zu hören. Was im übrigen auch sonst der Fall war. Bis auf euren Stimmungsblock in der Mitte seid ihr auch nicht laut
  • vielen Dank an die Torlatte, die weitere Gegentreffer gekonnt vereitelte
  • vielen Dank an die Spieler des BVB, die nach dem 6:2 schon Neapel im Kopf hatten
  • bei der Van der Vaart Auswechslung wurde einem klar, dass Holländer keine gern gesehenen Gäste sind. Die Pfiffe waren das lauteste an diesem Tag
  • wir haben wie in München 2 Tore erzielt
  • Heiko Westermann trifft erneut bei einer hohen Klatsche, wie beim 2:9 in München
  • ich habe nach langer Zeit wieder viele Freunde begrüßen können
  • im Gästebereich gab es Bier mit Alkohol. 2,9% Olé.
  • und endlich wieder eine Bierdusche

Dortmund war Geschichte und Trainer Fink machte einen auf Aogo

Vielleicht wollen SIE sich, liebe Leser, um den Posten als HSV-Trainer bewerben. Oder eine Initiativ-Bewerbung als Sportchef oder Aufsichstratchef abgeben? Dann ist die erste Vorraussetzung, dass sie ein Träumer sein sollten. Beispiele eines guten Träumers:

  • wir spielen wie beim Auftritt 2012 in Dortmund überzeugend und gewinnen erneut mit 1:4
  • wir beginnen mit 3 Innenverteidigern und wechseln im Minutentakt das System, in der Hoffnung, dass es funktioniert
  • wir grüßen im Anschluss des Dortmund-Spieles mit 7 Punkten und einem positiven Torverhältniss
  • die Sonne scheint
  • Freibier
  • Kein Skyexperte in Form von Lothar Matthäus anwesend

Wenn Sie solche Träume träumen, dann sind Sie mit solchen Träumereien der perfekte Part eines Verantwortlichen für den Hamburger SV. Sie sind mit Ihren Träumen der perfekte Trainer, die ideale Besetzung des Sportchefs und die Kaiserlösung für einen Aufsichtratsvorsitzenden.

Bewerbungen nimmt der Weihnachtsmann entgegen.

Weihnachtsmann
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in 00000 ichwäregerneeinBundesligaprofi

Wir sehen uns in Frankfurt. Und sollte bis dahin ein Markus Babbel auf der Bank sitzen, dann zerreiße ich meine Karte. Und die für Nürnberg und Freiburg ebenso. Für den Fall, dass ihr dort erneut so untergehen solltet. Eines noch vorweg: Die Menge an Würstchen kann ich gar nicht essen, die ich kotzen möchte.

Und bevor jetzt wieder diese ganze Scheiße kommt mit “ Wahre Fans halten auch in schlechten Zeiten zusammen“ und diese ganzen anderen Spastisprüche, dann muss ich euch sagen, dass man euch als Kind zu oft vom Wickeltisch hat fallen lassen.

Tschöö…
Christian E.

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Am Ende wird alles gut. Wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende.

Ich bin mir noch nicht ganz sicher, warum mir heute, am Dienstagmorgen die Augen immer noch so schmerzen? Kündigt sich ein Grauer Star an, oder nimmt die Sehstärke ab? Liegt es an dem Spiel von letztem Samstag. Schmerzen meine Augen immer noch von dem Gruselkick gegen die Kicker aus Sinsheim? Schlagen solche schlechten Spiele auf mein Sehvermögen nieder?

Es fing doch alles so toll an. 6 Tage zuvor beim Auswärtsspiel auf Schalke waren viele überrascht und rieben sich verwundert die Augen: Spielte dort tatsächlich unser HSV? War das wirklich unser HSV, der ein streckenweise überragendes Spiel an den Tag legte? Der Pessimismus, den die Vorbereitung und das DFB-Pokal-Spiel verursachten, verwandelte sich in einen Schimmer von Optimismus. Wer so gegen Schalke spielt, der besiegt die TSG allemal. Hust.

Am Samstag nach dem Spiel gegen Hoppelheim war mir klar: Wirklich viel geändert hat sich nicht. Während auf Schalke eine neue Mannschaft bestaunt und bejubelt werden dufte, legte die Offensive ein Zeichen des Herrn an diesem Sonntag dar. So fragte ich mich nach dem Spiel am Samstag gegen die SAP-Kicker: War die Woche zuvor Schalke so schlecht, oder wir so gut? Der Grund liegt nahe. Schalke und der HSV dürfen sich die Hände reichen. Da muss ich unserem Vorsitzenden, Carl Edgar Jarochw zustimmen. Er sagte vor der Saison: „Wir sind auf Augenhöhe mit Schalke.“

Mir ist bekannt, dass erst 2 Spieltage gespielt wurden und noch eine Menge Punkte vergeben werden. Genauso wäre es ein leichtes Unterfangen über die Gurkentruppe, die am Samstag auf dem Feld stand, zu lästern und zu mosern. Wenngleich es seine Berechtigung hätte. Doch geht das so einfach? Dieselbe Mannschaft wie gegen Schalke stand am Samstag gegen Hoppelheim auf dem Feld. Ohne Stürmer, dafür erneut mit hängender bzw. durchhängender Spitze. Es erinnert vieles an den Start der vergangenen Saison. Nur mit dem Unterschied, dass wir nicht mit drei Niederlagen starten, sondern schon einmal Pünktchen auf der Habenseite verbuchen dürfen.

In einem sind wir Spitzenreiter. Wie seit der Saison 1987/88 nicht mehr kassierten wir bisher in zwei Spielen 8 Gegentore. Endlich mal wieder ein Rekord. Erinnert ihr euch noch, wer damals im Tor stand? Der legendäre und als „Fliegenfänger“ abgestempelte Mladen Pralija. Und heute? Deutschlands Nummer 2 René Adler. Was passiert denn, wenn wir das dritte Spiel bei der alten Dame aus Berlin erneut verlieren? Spielen wir dann endlich wieder mit einem Stürmer oder durchhängender Spitze weiter? Der Auftritt von Samstag erinnert mich an letzte Saison. Lustlosigkeit, null Tempo und Überheblichkeit.

Findet vielleicht Dennis Aogo einen neuen Star auf Mallorca? Nach der knappen Heimniederlage verschwand er per Flieger in Richtung Insel. In diesem Fall kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Was gibt es mit seinem Berater nach so einer Klatsche jetzt Wichtiges auf Mallorca zu beraten? Er sollte sich lieber Gedanken machen, wie solche Leistungen zustande kommen, die Fußballschuhe anziehen und extra Einheiten auf dem Platz absolvieren. Und das zählt für das gesamte Team. Aber ich weiß. Freizeit ist Freizeit.

Denn unser Trainer Torsten Fink gab den Spielern zwei Tage frei. Er sagte: „Ich kann die Spieler jetzt erst mal nicht sehen.“ Recht hat er. Ich kann auch einige Spieler nicht mehr sehen, doch ich muss schon seit Jahren durch dieses Dilemma. Oder steckt Kalkül dahinter? Will T.F. jetzt sehen, wer die Situation angenommen hat, sich für die Leistung schämt und freiwillig ein paar extra Runden dreht oder das Tore schießen trainiert. Wie ein Pass zelebriert wird, wie taktisches Verhalten auf dem Spielfeld funktioniert und nicht wie ich bei Louis Vuitton an der Kasse als Erster durchmarschiere. Das wäre ein Zeichen gewesen.

Doch wir sind in Hamburg. Spieler hätte er nicht angetroffen. Der Einzige, der trainierte, war unser Tormann, René Adler. Selbst die Spatzen pfeifen nicht mehr von den Dächern, sondern flogen weiter nach Brähmen. René Adler im Anschluss nach dem Debakel: „Mir tun die Fans leid, die für so etwas auch noch Geld bezahlen“. Herr Adler, ich kann sie beruhigen. Es war ja nicht das erste Mal. Menschen sind Gewohnheitstiere.

Was machen die Spieler in den zwei freien Tagen? Der eine ist aufgeflogen. Dank eines „Leserreporters der Bild“ wurde bekannt, er macht den Abflug nach Malle. Gestehen wir es ihm zu. Die Saison ist ja auch schon fast am Ende und anstrengend. Was wohl unser Kapitän unternimmt, nachdem er die Binde achtlos nach seiner Auswechslung auf den Rasen warf? Werden mit seiner Perle neue Tapeten für die gemeinsame Wohnung ausgesucht? Übt ein Heiko Westermann auf der Playstation Zweikampfverhalten? Ich weiß es nicht.

Wir sollten den Slogan von Audi übernehmen: Vorsprung durch Technik. Wer unsere Techniker jedoch spielen sieht, der ahnt: Bei denen würde ein Audi nach einem Kilometer schon vor Antriebslosigkeit liegen bleiben.

Oliver Kreutzer sagte vor Tagen: „Einige sollten weniger Gucci-Taschen kaufen, sondern sich auf das Wesentliche konzentrieren – auf Fußball“. Viele Spieler schauten in der Kabine verwundert in den Spiegel. Mist, ich bin ja Bundesligaprofi.

Zudem das Gepose um die Vertragsverlängerung von Diekmaier. Ein Aufsichtsrat, wo die linke Hummel nicht weiß, was die rechte macht sowie Fans, die sich untereinander auf die Fresse hauen während des Spiels gegen die TSG. Willkommen in Hamburg.

Mein Fazit: Wer immer über den FC Hollywood in München gelacht hat, der erlebt in Hamburg den FC Bollywood. Denn mehr Kitsch geht ja gar nicht mehr. Es sollte sich endlich einiges ändern. Doch das sollte es auch schon im letzten Jahr und im Jahr zuvor, wie auch in dem Jahr zuvor. Geändert hat sich nichts. Die einzige Konstante, die bleibt, ist die des Versagens.

Und wenn sie nicht….bla bla bla.

Viel Spaß in Berlin. Und macht bitte keinen auf Frankfurt.

In diesem Sinne. NUR DER HSV. Kämpfen und siegen.

Christian E.

Zaungast
Zaungast

Ein ganz normaler Sonntag im Wilden Osten

Stadionromantik
Stadionromantik

Neulich im Büro:

Die Sensation ist perfekt. Der Hamburger SV zieht in die zweite Runde des Deutschen Fußball-Pokals ein. Nach einem Spaziergang in Jena – gegen den immerhin amtierenden Thüringen Pokal-Gewinner 2013, den Fünftligisten TSV Schott Jena – gelang ein überzeugender 0:4-Kantersieg. Den Zuschauern bot sich über 90. Minuten ein einseitiger Kick. Der Hamburger SV dominierte die Partie nach Belieben, legte ein bis dato so nie gesehenes Pressing an den Tag, das dem Favoriten aus Jena sowie den Zuschauern im ausverkauften Ernst-Abbe-Sportfeld vor der Rekordkulisse von 120.000 Zuschauern der Atem stockte. Bei herrlichem Sonnenschein und Freibier im Gästeblock war die Stimmung grandios. Aufgrund der Vorkommnisse auf dem grünen Rasen, der englisches Niveau besaß, war das Topspiel ein Spektakel der Extraklasse.

Die Scouts vom FC Barcelona, Real Madrid und dem FC Bayern München kritzelten ihre Notizbücher mit Hinweisen auf die Stärken der Spieler des HSV so voll, dass sich aufgrund des vielen Schreibens die Bleistiftspitze entzündete, ein Feuer sich entwickelte. Die Scouts wurden des Stadions verwiesen und müssen eine Anzeige wegen des Abbrennens von Feuerwerkskörpern in Kauf nehmen. Obendrauf wird ein mehrjähriges Stadionverbot erteilt. Da die Flutlichtmasten aufgrund der schlechten Witterung der vergangenen Monate diesem Spiel nicht beiwohnen konnten, entwickelte sich für alle anderen Augen sichtbar ein Feuerwerk aus Kreativität, Spielfinesse, Ballerorberung, schnelles Umschaltspiel sowie einen Torriecher beim auf der Bank sitzenden Rudi Rudnevs, so dass sich die Flutlichtmasten im Hintergrund des Stadions vor Aufregung und Spielgeschwindigkeit im Zickzack bogen.

Die Security-Mitarbeiter, kleine schmale liebenswerte Geschöpfe, standen applaudierend auf den Zäunen und buhten ihren Verein – den TSV Schott Jena – aus und raubten herumstehenden Veteranen die Trikots, Schals und Mützen. Im Rausch der Gefühle  kündigten alle mit sofortiger Wirkung ihren bestens bezahlten Job und begleiteten den HSV-Tross nach Hause in die Hansestadt. Nachdem das Freibier schon zur Pause ausgeschenkt wurde, organisierten die Hausherren zum Dank für die spielerische Überlegenheit und faszinierende Spielweise weitere 10.000 Liter Freibier, die vom umliegenden Kiosk, „Attakan“ geliefert wurden.

Auch heute fehlte den Stadionbesuchern, die zum größten Teil mehrere hundert Kilometer Anfahrtsweg hatten, die Partie Live im Stadion verfolgen durften, die Sprache. Im näheren Umkreis mir bekannter Bekannten dreht sich auch Tage nach dem Spektakel alles nur um diese Party auf dem Rasen. Es klingt wie: Wer wird Deutscher Meister? HA HA HA HSV.

Es klopft an der Bürotür und stürmt herein:

„Träumst du schon wieder während der Arbeitszeit Christian? Oder warst du wieder an meinem Schreibtisch und hast an der grünen Dose genascht? Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du die Finger von der Dose lassen sollst. Lies doch mal was du da geschrieben hast? Das können wir nicht veröffentlichen. Was hast du denn für Augen? Meine Güte. Wir müssen reden, komm in mein Büro.“

Stunden später … die Wahrheit. Wollt ihr sie wirklich wissen?

Es war zuerst recht feucht. Die Stadtgrenze von Jena war in Sichtweite, da ergoss sich eine Ladung wie aus Gießkannen vom Himmel herab und brachte Erdmassen ins Rutschen. Die A4 glich einem Fluss aus brauner Farbe. Der Weg zum Stadion war ebenfalls nass. Ich zog meine Schuhe aus, damit ich die Pfütze, die die ganze Wegesbreite überzog, durchqueren konnte, um zu den Stadiontoren zu gelangen. Ich ging barfuß an der grünen Staatsmacht in Richtung Eingang vorbei.

Endlich angekommen, begrüßte mich eine Mischung eines exzellenten Duftes: Schweiß und nasse Klamotten. Freie Oberkörper. Riecht wie nasser Hund. Endlich wieder Stadion. Doch als  ob das nicht genügte, stand ich nun da, umgeben von drei netten Damen, die Fußballsachverstand nur so ausstrahlten – die eine mit einer Trillerpfeife, ihre Freundin blies Seifenblasen in den Himmel über Jena. Das Spiel begann und ein Farbenspiel aus verschiedenen Farben verschönerte den Block. Anpfiff.

Etwas Farbe an dem grauen Tag
Etwas Farbe an dem grauen Tag

Was durfte ich erwarten? Vom Papier natürlich einen klaren und hohen, sowie technisch einen schön heraus gespielten Sieg. Gegen einen Fünftligisten. TSV Schott Jena. Das Gute an dem Ganzen: Da ich stand, konnte mich wenigstens nichts vom Hocker reißen. Was es auch nicht tat. Chancen waren da und wurden kläglich vergeben. Der Fünftligist fightete und wir hielten dagegen. Pause: 0:0. Wahnsinnskick.

Ehrentribüne
Freien Blick auf die Landschaft
Freien Blick auf die Landschaft

Als ich zufällig Kevin traf, war das der erste Lichtblick an diesem Tag. Somit musste ich das ganze Theater nicht mehr mit mir alleine ausmachen. Doch als Kevin in der 70. Minute sagte:  „Eine Verlängerung habe ich aber nicht eingeplant“… Kann sich nun jeder denken: ich wurde stutzig. 70. Minute 0:0. Im Block stimmte man schon vor Langeweile einen Gesang an, der Potenzial für mehr hat:

Zieh das Hemd in die Hose, zieh das Hemd in die Hooose, zieh das Hemd in die Hoose. Hemd in die Hose

In Anspielung auf eine etwas, sagen wir, leicht kräftigere Dame der Sicherheitseinheit, die Ihr Hemd locker leger aus der Hose hängen ließ,. Als im Anschluss der Klassiker gesungen wurde:  Wer wird deutscher Meister? HA HA HA HSV.

Da hatte auch der eingewechselte Rudi Rudnevs ein Einsehen mit den mitgereisten HSV-Fans und erzielte innerhalb vier Minuten einen Doppelpack. Ich traute meinen Ohren nicht. Alle mitsingen jetzt.

Erste Runde Bukarest, zweite Runde Rom,
in Kopenhagen schellt das Telefon,
vielleicht nach Rotterdam,
vielleicht nach Mailand,
vielleicht auch Teneriffa eine Woche Sandstrand!
Europapokal, Europapokal…

Die Stimmung war ausgelassen und als VDV das 0:3, sowie unser neuer Top-Torjäger vom FC Basel, Zoua, das 0:4 klar machten, waren wir eine Runde weiter. Zoua, ich wusste, der kann was. Wer in 25 Spielen als Stürmer ein Tor erzielt, der passt zum HSV. Die weiteren Highlights des Tages: Bremen und St. Pauli raus. Und wir sangen: Berlin, Berlin wir fahren nach Berlin.

Wenn ich das jetzt so schreibe. Dann denke ich mir nur: Hoffentlich wird das nicht bestraft. Es lag zwar eine Menge Sarkasmus in den Gesängen, aber für andere wird es reichen, es uns um die Ohren zu hauen bei Bedarf. Doch da ich Fan der Rothosen bin, weiß ich: Es wird bestraft. Endlich Schlusspfiff. Die Spieler glitten noch am Zaun entlang und ich verabschiedete mich von Fredo und Kevin. 340 Kilometer lagen jetzt noch zwischen Jena und meiner Heimat. Ich saß noch keine Fünf Minuten im Auto, als im Radio die Meldung kam

Die A4 ist in beide Richtungen voll gesperrt. In Fahrtrichtung Frankfurt sind aktuell 13 Kilometer Stau. DIe Polizei kann noch nicht sagen, wann die Autobahn wieder freigegeben wird, da die Reinigungsarbeiten noch andauern.

Applaus. Der Grund lag auf der Hand. Da die Autobahn unterhalb der riesengroßen Baustelle liegt, wo zwei riesige Tunnel gegraben werden, um die Autobahn zu verlegen, weichten die Regenmassen den Boden auf und dieser fegte in Form von schlammigem Wasser über die A4 hinweg.

Da mein Navigationsgerät im Handy nichts weiter anzeigte als: GPS Signal wird gesucht, war mein Plan entlang der Autobahn auf leeren Landstraßen, winkend an den im Stau stehenden Teilnehmern vorbei zu fahren.

Als ich irgendwo zwischen Jena, Rödelwitz und Neuendorf im tiefsten Osten stand, ohne Ahnung wohin mit meinem Mietauto. Nach Rechts links oder geradeaus? Fragte ich im Apolder-Dorfkrug  verzweifelt nach dem Weg zurück zur Autobahn.  Die erste Reaktion des Wirtes:  Wie haben sie denn hier her gefunden. Und musste Grinsen!!

Gegen 0:00 Uhr war ich endlich Zuhause. 2 Runde DFB Pokal. Hauptsache weiter.

Ich:    Chef, so besser?
Chef: Lass mal gucken.

Fehlt nur noch das Unkraut für ein perfektes Bild
Fehlt nur noch das Unkraut für ein perfektes Bild

Ich verabschiede mich mit den Worten von Carl Edgar Jarchow: „Wir sind auf Augenhöhe mit Schalke und Wolfsburg“.

Sonntag. Schalke 04 gegen den Hamburger SV. Es geht los und ich bin ab sofort in Babypause.

In diesem Sinne. Kämpfen und siegen.
NUR DER HSV

Christian E